Manche Bücher sind richtig harte Arbeit, andere tänzeln dahin und wenige legen wir ungelesen auf die Seite. Einige Bücher haben bei uns ein Aha oder einen zündenden Gedanken ausgelöst, dazu findest du nachfolgende Statements:
Ulrich Schnabel: Zusammen: Wie wir mit Gemeinsinn globale Krisen bewältigen
Der Gemeinsinn steht im Mittelpunkt des Buches. Es geht darum die Verbundenheit zu stärken, ohne die Individualität aufzugeben. Es zeigt auf, wovon gemeinschaftliches Handeln abhängt und wie sehr Strukturen couragiertes Verhalten fördern oder nicht. Immer wieder unterstreicht der Autor seine Gedanken mit praktischen, konkreten Beispielen. Für mich ein Buch, das Mut macht für gesundes Wirtschaften und sich wie ein geselliger Roman liest.
Pascal Mercier: Perlmanns Schweigen
Es ist ein düsteres, zähes Buch. Und doch ist es eine geniale Beschreibung menschlicher Abgründe und der totalen Überforderung im Umgang mit vermeintlichen Erwartungen.
Philip Perlmann ist ein anerkannter Professor für Linguistik, der sich in Italien zu einem Treffen mit anderen Sprachwissenschaftlern zusammenfindet. Krönung dieser Tagung soll sein Vortag sein. Nur leider hat er der Welt nichts mehr zu sagen. Minutiös werden seine inneren Kämpfe beschrieben und wie er durch eine aus seiner Sicht ausweglose Situation fast den Verstand verliert.
Sabine Kügler: Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind
Für unseren Urlaub auf Vanuatu wollte ich mehr über die lokale Kultur und vor allem über die Lebens- und Denkweise der traditionellen Stämme erfahren. Durch ein Interview im Radio mit Sabine Kügler bin ich auf ihr Buch und ihre Schilderungen ihrer Zeit in Papua-Neuguinea und den Solomon Islands gestoßen. Und so führt uns das Buch in eine für viele in der westlichen Welt unbekannte Lebensweise. Neben vielen faszinierenden Schilderungen des Dschungels und ihrer Bewohner ist für mich extrem eindrucksvoll, wie Kügler das Training ihrer Sinne beschreibt. Unglaublich, was alles möglich ist und wie anders unser „Training“ aussieht.
Thomas Piketty: Kapital und Ideologie
Das war richtig harte Arbeit und ich legte mir von Beginn an einen Plan zurecht, um die knapp 1.300 Seiten in einer angemessenen Zeitspanne zu schaffen.
Und das war nur möglich, weil es ein großartiges Buch ist. Es wirft die Vorstellung über Bord, dass Ungleichheit eine natürliche Realität sei. Im Gegenteil es zeigt auf, wie die Ungleichheit immer wieder aufs Neue “logisch” erklärt wird. Die welthistorische Bestandsaufnahme führt zu einem ‘kühnen Entwurf eines neuen und gerechten ökonomischen Systems’. Ich bin begeistert von Menschen wie Piketty, die aufzeigen, dass gerechtere Systeme möglich sind.
Martin Kornberger: Kollektives Handeln in offenen Systemen: Eine neue Organisationstheorie der Kooperation
Mein Großvater hat mir schon die Geschichte des 18. Kamels erzählt, die gleich im Intro zu finden ist. Und so nehme ich das Buch mit einem freudigen Schmunzeln in meine Hände. Die Leichtigkeit verfliegt allerdings sehr schnell. Es ist ein sehr gründliches, wissenschaftliches Buch. Es bringt neue Denkfiguren hervor, die uns helfen können „Formen des offenen, vernetzten und pluralen Organisierens von Kollaboration zu verstehen“. Ein Buch, das neue Gedanken hervorruft und Denken und Gestalten in neue Richtungen inspiriert.
Jason Hickel: Less is More, How Degrowth Will Save the World
Ein sehr aufmerksamer und auch kritischer Teilnehmer eines Workshops empfahl mir dieses Buch. Im Wissen, dass es durchaus umstritten ist, machte ich mich an die Lektüre. Ich kann gut nachvollziehen, dass dieses Buch viele Kritiker auf den Plan ruft. Gleichzeitig ist es ein weiterer wertvoller Beitrag zum Umdenken hin zu einer postkapitalistischen und ausgewogenen Wirtschaftswelt. Oder wie Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ins Gleichgewicht kommen können, ohne dass dies auf der Maxime des Wachstums aufbaut. Eine Denkrevolution, konsequent gedacht, historisch eingebettet und zweifellos Stoff für tiefgreifende, abendfüllende Diskussionen.
Keine deutsche Ausgabe
Liane Moriarty: Here one Moment
Wüsstest du gerne, wann und warum du sterben wirst? Cherry, die über 60-jährige Passagierin und vermeintliche Hellseherin befindet sich auf dem Flug von Hobart nach Sydney. Sie stellt diese Frage nicht – sie teilt allen Mitpassagieren Datum und Grund ihres Ablebens ungefragt mit – und auch vor Kindern macht sie keinen Halt.
Was würde es mit dir machen, wenn eine fremde Person dir unaufgefordert sagt, dass du innerhalb eines Jahres an einem Arbeitsunfall sterben wirst? Oder dass ein Herzinfarkt deine Todesursache mit über 90 sein wird? Würdest du es glauben? Dich anders verhalten als vorher? Skurril-spannend und zutiefst menschlich, konfrontierend und gleichzeitig einfühlsam beschreibt Moriarty eine scheinbar unwirkliche Auseinandersetzung mit unumstößlichen Realitäten des Lebens. Für mich genau das richtige Buch zum Anlass des eigenen runden Geburtstages.