Bei meinen Seminaren zum Thema „Interkulturelle Sensitivität“ freue ich mich immer auf eine zwar kleine, aber sehr wirkungsvolle Übung. Ich lade die Teilnehmenden ein, an ihre Großeltern zu denken, als sie so alt waren, wie sie es heute sind. Also an die gute alte Zeit, als das Internet noch Neuland war und soziale Medien etwas, wovon man höchstens in Science-Fiction-Filmen träumte.
In Dreiergesprächen tauchen die Teilnehmenden in diese Zeit ein und sammeln, welche Werte damals angesagt waren, welche Praktiken und Bräuche wichtig waren, wie ihre Großeltern den Alltag meisterten und wie sie Zusammenarbeit interpretierten. Dadurch wird sehr schnell deutlich, in wie vielen Bereichen sich die Gesellschaft wandelt und wieviel Veränderung sie selber schon erlebten und sich fast spielerisch anpassten.
Und wie reagieren Unternehmen und Organisationen auf die sich stetig ändernden Vorstellungen, Haltungen oder Muster ihrer Mitarbeitenden? Wie passen sie sich an sich verändernde Umwelten und Situationen an? Richten sie sich ausschließlich nach steuerrechtlichen Optimierungen oder Marktdynamiken? Verharren sie im „das haben wir schon immer so gemacht“, vielleicht mit etwas Glanz drum herum? Die vielen Diskussionen von „New Work“ sind oftmals ein Kratzen an der Oberfläche, die zu Grunde liegenden Haltungen und Glaubenssätze hingegen, sind noch immer so, wie zur Zeit ihrer Großeltern.
Eine Neuverteilung von Leadership, von Verantwortung und ein partizipatives Miteinander sind Schritte zu „Next Level Organisationen“. Stellt euch vor, überlastete Führungskräfte bekämen neuen Spielraum für ihr Wirken. Sie könnten sich vermehrt Dingen zuwenden, die ihnen tatsächlich Freude machten und worin sie gut wären. Mitarbeitende könnten ihre Entwicklungschancen erkennen und erfahren, dass die Übernahme von Verantwortung nicht nur zusätzliche Überstunden bedeuten. Es wäre ein schrittweises Ausprobieren von Leadership-Aufgaben. Zusammenarbeit könnte so als ein echtes, gemeinschaftliches Arbeiten erfahren werden. Gemeinsam Wirkung zu erzielen und gemeinsam Erfolge zu feiern sollte nicht nur ein Traum sein, sondern gelebter Alltag.
Was meint ihr? Wie kann das gelingen? Ich bin gespannt auf eure Ideen!